Lutherrose
- Luther
- Montag, 18. November 2013 09:46
- moppulli
- 4456
Spuren der Theologie und Frömmigkeit Martin Luthers finden sich auch in seiner Lutherrose.
Sie hat uns in Unterrißdorf im Jahr 2009 im Rahmen von Oekomenta 09 Sachsen-Anhalt in ungewöhnlicher und aufregender Weise beschäftigt:
Mehr als 30 Land- und Forstwirte, Gärtner und Winzer schufen auf Äckern, Wiesen und Wäldern auf Flächen von 100x100 m überdimensionale Landschaftsbilder. So auch Landwirt Klaus Gremmes am Rande von Unterrißdorf. Die besonders schöne Idee war mit Erfolg zum Ziel gekommen: Marten Grau und Philipp Grohmann (Agrarinstitut der Martin-Luther-Universität Halle) hatten hierfür eine riesige Lutherrose entworfen. Mit Unterstützung zur Software durch John Deere Deutschland war es am 20.Mai 2009 möglich geworden, dass der Lenker des Traktors auf seinem Bildschirm an Hand von Satellitendaten die "Fahrtroute" zum Ausbringen der Samen genau erkenne.
Briefe an Käthe
- Luther
- Dienstag, 05. November 2013 10:42
- moppulli
- 4011
Nachdem sich Martin Luther nach dem eisigen Wind vom 28.Januar bei Unterrißdorf "hart vor Eisleben" allmählich wieder aufgewärmt hatte,
schrieb er am 1.Februar 1546 an seine Frau Katharina nach Wittenberg (hier übertragen in heutiges Deutsch):
Meiner herzlieben Hausfrau Katherina Luther, Doctorin, Zülsdorferin, Saumarkterin und was sie mehr sein kann. Gnade und Friede in Christo und meine alte arme Liebe und, wie E.G. weiß, unkräftige, zuvor. Liebe Kethe! Ich bin ja schwach gewesen auf dem Weg hart vor Eisleben, das war meine Schuld. ...
Denn wir mussten durch ein Dorf hart vor Eisleben. Und wahr ist´s: Als ich bei dem Dorf fuhr, ging mir ein solcher kalter Wind hinten zum Wagen herein auf meinen Kopf durchs Barett, als wollt mir´s das Hirn zu Eis machen. Solch´s mag mir zum Schwindel etwas geholfen haben. Aber jetzt bin ich, gottlob, wohl geschickt, ausgenommen, dass die schönen Frauen mich so hart anfechten, dass ich weder Sorge noch Furcht habe trotz aller Unkeuschheit...
M.Luth. dein altes Liebchen
Die unerwartete Kälte bei Unterrißdorf hatte bei Martin Luther einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Er erwähnt sie ein zweites Mal am 7.Februar 1546:
Meiner lieben Katherina Lutherin, Doctorin, Säumarkterin zu Wittenberg,
meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen, Gnade und Frieden im Herrn!
Lies du, liebe Käthe, den Johannes und den kleinen Katechismus, davon du mal sagtest: Es ist doch alles in dem Buch von mir gesagt. Denn du willst sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da könnte zehn Doctor Martinus schaffen, wenn der eine alte ersoffen wäre in der Saale oder im Ofenloch oder auf Wolffs Vogelherd. Lass mich zufrieden mit deiner Sorge! Ich habe einen besseren Sorger als Dich und alle Engel: Der liegt in der Krippe und hängt an den Zitzen einer Jungfrau. Aber er sitzt zugleich zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sei zufrieden! Amen.
Ich denke, dass die Hölle und ganze Welt müsste jetzt leer sein von allen Teufeln die vielleicht alle um meinetwillen hier zu Eisleben zusammengekommen sind: So festgefahren und hart stehet die Sache.
Jetzt sagt man, dass zu Rissdorf, hart vor Eisleben gelegen, wo ich krank ward im Einfahren, sollen aus- und einreiten und gehen so etwa vierhundert Juden [...] Die Gräfin von Mansfeld, Witwe von Solmis, wird geachtet als der Juden Beschützerin [...]
Am Sonntag nach Dorotheen 1546. Dein Liebchen Martinus Luther D.
Lutherweg
- Luther
- Dienstag, 10. Dezember 2013 11:57
- moppulli
- 4167
Lutherpilgerweg Sachsen-Anhalt
Für Wanderer, Radfahrer und Pilger gibt es seit dem 28.März 2008 in Sachsen-Anhalt den "Lutherweg". Die Eröffnung der 410 Kilometer langen Strecke fand in der Nähe der Lutherstadt Eisleben statt: In Höhnstedt zweigt der 34 Stationen umfassende Rundkurs in Richtung der Lutherstädte Eisleben und Mansfeld ab.
Ein stilisiertes altdeutsches "L" als Logo begleitet die Wanderer und Radfahrer.
wo Luther fror
- Luther
- Dienstag, 05. November 2013 10:33
- moppulli
- 4316
Die Lutherstadt Eisleben ist begehrtes Reiseziel vieler Menschen aus aller Welt. Hier wurde Martin Luther am 10.November 1483 geboren. Was ihm wichtiger war: Am nächsten Tag, dem Martinstag, wurde er getauft. Hier wurde sein Leben vollendet am 18.Februar 1546. Kenner von Einzelheiten seiner Lebens- und Reisewege fragen mit gutem Grund auch nach der Umgebung dieser Stadt. Denn in letzten Briefen an seine Frau Käthe in Wittenberg erwähnt Luther auch Rissdorf
"hart vor Eisleben"
Von diesem kleinen Ort wurde er nachhaltig beeindruckt, als er am 28.Januar 1546 hier entlang nach Eisleben reiste. (Die heutige Bundesstrasse 80 gab es damals noch nicht.)
Er war auf die Bitte eingegangen, einen Streit der Mansfelder Grafen schlichten zu helfen. Unterwegs, so berichtet er, wollte kurz vor diesem Dorf ein plötzlicher kalter Wind, der ihm in den Wagen fuhr, fast "das Hirn zu Eis machen". Und er meinte kurz darauf: Hier wurde er
"kranck ym einfaren".
Vor Unterrißdorf ahnte er noch nicht, dass dies seine letzte Fahrt von Wittenberg nach Eisleben werden sollte.
Nach Jahrhunderten lohnt es sich, diese nach wie vor kalte Schneise aufzuspüren.
Sie befindet sich in einem reizvollen Stück Landschaft zwischen Wormsleben und Unterrißdorf am Fuße von Hängen, an denen vor langer Zeit der Weinbau zu Hause war. Später pflanzte man hier unter anderem Aprikosenbäume an. Wenn sie blühten, sah man oft die Folgen von Frost in einem sehr schmalen Streifen, während Nachbarbäume verschont blieben und auf ihre Früchte hoffen ließen. An jener "Kalten Stelle" werden Vorüberkommende seit 1996 durch eine Tafel aufmerksam:
"Wo Luther fror auf letzter Fahrt"
Hier ist in Deutsch und Englisch zu lesen:
An stillem Rande der Lutherstadt Eisleben und ihrem Weltkulturerbe befindet man sich hier in der Flur von Unterrißdorf - laut Martin Luther „hart vor Eisleben“ . Martin Luther erwähnt diesen Ort in letzten Briefen an seine Frau. Denn „Rissdorf hart vor Eisleben“ hinterließ ihm einen nachhaltigen Eindruck am 28.Januar 1546. Hier ein letztes Mal von Wittenberg nach Eisleben unterwegs (die B 80 gab es noch nicht), bekam er besonders hart zu spüren, was man bis heute wandernd oder auf Zweirädern hin und wieder deutlich wahrnehmen kann: Gleich neben diesem „Brachbornsberg“ folgt ein kalter Korridor, der sich von hier südlich am Dorf entlang bis nach Eisleben erstreckt. Mancher wird von ihm überrascht ähnlich wie Luther damals: Plötzliche auffällige Kälte und dazu winterlicher Ostwind! Das erlebte er so heftig, als ob es ihm „das Hirn zu Eis machen wollte“. Er berichtet das am 1.Februar 1546 seiner Frau, die sich in Wittenberg Sorgen um ihn machte. Bald darauf erwähnt er dieses eindrückliche Erlebnis sogar ein zweites Mal! Am 7.Februar teilt er ihr mit: Hier vor Unterrißdorf war es, „do ich kranck ward ym einfaren“. Zum 450.Jubiläum seines Todestages entstand hier eine bescheidene Erinnerung an damalige Weinhänge und an die letzte Reise Dr.Martin Luthers, dessen Erkenntnisse weltweit Unzähligen zu einer Hilfe für Glauben und sinnerfülltes Leben wurden. Der Hang nebenan mit seinen Stufen gibt Gelegenheit zum Hinaufsteigen und wohltuendem Weitblick bis hinüber zur Lutherstadt Eisleben. Im Dorf lohnt ein Blick in die schöne Kirche mit ihrem spätgotischen Altar, der unter lutherischem Gedankengut eine barocke Umgestaltung erfuhr.
Inzwischen findet man dieses sehenswerte Kircheninnere und einen Kurzaufenthalt hier an der „Kalten Stelle“ schon in Angeboten mancher Reiseunternehmen. Auch der Wanderführer für die „Weinstraße Mansfelder Seen“ lädt zum Verweilen ein. Ende 1995 hatte die Kirchengemeinde mit Erfolg beantragt, man möge Luthers letztem Weg durch das Dorf, bis dahin einige Jahrzehnte „Karl-Marx-Straße“, den Namen „Lutherstraße“ geben. Sie wurde 2006 nochmals umbenannt in „Lutherweg“, als Unterrißdorf Ortsteil der Lutherstadt Eisleben wurde.
Jährlich am 28.Januar gedenken wir um 17 Uhr für ein paar Minuten an "Luthers kalter Stelle" seiner letzten Reise nach Eisleben im Jahr 1546 (warm angezogen, falls auch uns ein plötzlicher kalter Wind "das Hirn zu Eis machen wollte" ...)