wo Luther fror

Lutherdenkmal Lutherstadt EislebenDie Lutherstadt Eisleben ist begehrtes Reiseziel vieler Menschen aus aller Welt. Hier wurde Martin Luther am 10.November 1483 geboren. Was ihm wichtiger war: Am nächsten Tag, dem Martinstag, wurde er getauft. Hier wurde sein Leben vollendet am 18.Februar 1546. Kenner von Einzelheiten seiner Lebens- und Reisewege fragen mit gutem Grund auch nach der Umgebung dieser Stadt. Denn in letzten Briefen an seine Frau Käthe in Wittenberg erwähnt Luther auch Rissdorf

"hart vor Eisleben"

Von diesem kleinen Ort wurde er nachhaltig beeindruckt, als er am 28.Januar 1546 hier entlang nach Eisleben reiste. (Die heutige Bundesstrasse 80 gab es damals noch nicht.)
Er war auf die Bitte eingegangen, einen Streit der Mansfelder Grafen schlichten zu helfen. Unterwegs, so berichtet er, wollte kurz vor diesem Dorf ein plötzlicher kalter Wind, der ihm in den Wagen fuhr, fast "das Hirn zu Eis machen". Und er meinte kurz darauf: Hier wurde er

"kranck ym einfaren".

Vor Unterrißdorf ahnte er noch nicht, dass dies seine letzte Fahrt von Wittenberg nach Eisleben werden sollte.

Nach Jahrhunderten lohnt es sich, diese nach wie vor kalte Schneise aufzuspüren.
Sie befindet sich in einem reizvollen Stück Landschaft zwischen Wormsleben und Unterrißdorf am Fuße von Hängen, an denen vor langer Zeit der Weinbau zu Hause war. Später pflanzte man hier unter anderem Aprikosenbäume an. Wenn sie blühten, sah man oft die Folgen von Frost in einem sehr schmalen Streifen, während Nachbarbäume verschont blieben und auf ihre Früchte hoffen ließen. An jener "Kalten Stelle" werden Vorüberkommende seit 1996 durch eine Tafel aufmerksam:

"Wo Luther fror auf letzter Fahrt"

Hier ist in Deutsch und Englisch zu lesen:

An stillem Rande der Lutherstadt Eisleben und ihrem Weltkulturerbe befindet man sich hier in der Flur von Unterrißdorf - laut Martin Luther „hart vor Eisleben“ . Martin Luther erwähnt diesen Ort in letzten Briefen an seine Frau. Denn „Rissdorf hart vor Eisleben“ hinterließ ihm einen nachhaltigen Eindruck am 28.Januar 1546. Hier ein letztes Mal von Wittenberg nach Eisleben unterwegs (die B 80 gab es noch nicht), bekam er besonders hart zu spüren, was man bis heute wandernd oder auf Zweirädern hin und wieder deutlich wahrnehmen kann: Gleich neben diesem „Brachbornsberg“ folgt ein kalter Korridor, der sich von hier südlich am Dorf entlang bis nach Eisleben erstreckt. Mancher wird von ihm überrascht ähnlich wie Luther damals: Plötzliche auffällige Kälte und dazu winterlicher Ostwind! Das erlebte er so heftig, als ob es ihm „das Hirn zu Eis machen wollte“. Er berichtet das am 1.Februar 1546 seiner Frau, die sich in Wittenberg Sorgen um ihn machte. Bald darauf erwähnt er dieses eindrückliche Erlebnis sogar ein zweites Mal! Am 7.Februar teilt er ihr mit: Hier vor Unterrißdorf war es, „do ich kranck ward ym einfaren“. Zum 450.Jubiläum seines Todestages entstand hier eine bescheidene Erinnerung an damalige Weinhänge und an die letzte Reise Dr.Martin Luthers, dessen Erkenntnisse weltweit Unzähligen zu einer Hilfe für Glauben und sinnerfülltes Leben wurden. Der Hang nebenan mit seinen Stufen gibt Gelegenheit zum Hinaufsteigen und wohltuendem Weitblick bis hinüber zur Lutherstadt Eisleben. Im Dorf lohnt ein Blick in die schöne Kirche mit ihrem spätgotischen Altar, der unter lutherischem Gedankengut eine barocke Umgestaltung erfuhr.

Kalte Stelle bei Unterrissdorf

Inzwischen findet man dieses sehenswerte Kircheninnere und einen Kurzaufenthalt hier an der „Kalten Stelle“ schon in Angeboten mancher Reiseunternehmen. Auch der Wanderführer für die „Weinstraße Mansfelder Seen“ lädt zum Verweilen ein. Ende 1995 hatte die Kirchengemeinde mit Erfolg beantragt, man möge Luthers letztem Weg durch das Dorf, bis dahin einige Jahrzehnte „Karl-Marx-Straße“, den Namen „Lutherstraße“ geben. Sie wurde 2006 nochmals umbenannt in „Lutherweg“, als Unterrißdorf Ortsteil der Lutherstadt Eisleben wurde.

Jährlich am 28.Januar  gedenken wir um 17 Uhr für ein paar Minuten an "Luthers kalter Stelle" seiner letzten Reise nach Eisleben im Jahr 1546 (warm angezogen, falls auch uns ein plötzlicher kalter Wind "das Hirn zu Eis machen wollte" ...)